Nüchtern, klar, sachlich – so versuchte man die Welt nach dem Ende des ebenso verlust- wie folgenreichen Ersten Weltkrieges buchstäblich neu zu sehen. Die bis 1914 speziell in den Kreisen ambitionierter Amateure gepflegte „Kunstfotografie“ mit ihrem verklärenden Ästhetizismus hatte ausgedient. Ein direkter, schnörkelloser, mediengerechter Bildstil, verbunden mit einem klaren Bekenntnis zur technischen Moderne wurde gefordert. In Deutschland hatten Ellen Auerbach, Aenne Biermann, Karl Blossfeldt, Alfred Ehrhardt, Albert Renger-Patzsch oder August Sander sich einer „Neusachlichen Fotografie“ verschrieben, die mit der 1929 vom Deutschen Werkbund organisierten Ausstellung Film und Foto ihren Höhepunkt erreichte. Das Plädoyer der unmittelbar nach Stuttgart auch in Wien gezeigten Schau für eine zeitgemäße Bildsprache, hinterließ nicht zuletzt im Werk der Österreicher*innen Trude Fleischmann, Grete Kolliner, Rudolf Koppitz oder Otto Skall ihre Spuren.
Entlang zentraler Motiv- und Themenkomplexe präsentiert die Schau über hundert herausragende, künstlerische Positionen der Neuen Fotografie der 1920er- und 1930er-Jahre und versammelt Arbeiten aus namhaften europäischen Museen, Institutionen und Sammlungen, darunter noch nie gezeigte Werke aus Privatbesitz.

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